Zur Zeit befinde ich mich in Innsbruck. Hier besuche ich über das Wochenende eine Fortbildungsveranstaltung zum Strafrecht. Eine recht außergewöhnliche Fortbildung, da das Recht sehr national bestimmt ist und hier in Innsbruck eine Gemeinschaftsveranstaltung von Verteidigern aus Österreich, der Schweiz und aus Deutschland organisiert wurde.
Ich mag diese Fortbildungen. Nicht nur, weil man immer etwas lernt und ich durchaus wißbegierig bin. Noch wertvoller als neu generiertes Wissen ist für mich der Umstand, dass man nicht alleine ist. Strafverteidigung ist oft frustrierend. Wie oft arbeitet man alleine gegen eine Wand. Wie oft ist man unverstanden. In der Öffentlichkeit wird man gerne reduziert auf denjenigen, der „das Böse“ rechtfertigt und vertritt. Aber auch von bestimmten Richtern wird man vor und im Verfahren nur als notwendiges Übel mit der Betonung auf Übel angesehen. Zumindest dann, wenn man effektiv verteidigen möchte und gewillt ist, die Rechte der Mandanten wahrzunehmen. Mit der Betonung auf Grundrechte. Auch wenn es nervt. Auch wenn man ständig dafür schikaniert wird. Immer wieder eben.
Und dafür sind solche Veranstaltungen ein reines Seelenbalsam. Hier ist man unter vielen, die genau so denken. Denen es wichtig ist, für Bürgerrechte einzustehen, auch wenn es noch so unpopulär und der Öffentlichkeit schwer verständlich zu machen ist. Die Mut haben, Autoritäten dafür anzugreifen, wenn diese die Bürgerrechte schlicht mißachten, auch wenn sie es mit anderen immer so machen können. Die bereit sind, all diese Frustrationen auf sich zu nehmen für das gute Gefühl, irgendwie doch verdammt wichtig zu sein für einen Rechtsstaat. Die sich nicht entmutigen lassen. Die immer wieder „Salz in die Wunden des Rechtsstaats streuen, damit die Wunde weh tut und geheilt wird“ (in Guttenbergscher Manier: den letzten Satz habe ich geklaut von einem Seminarteilnehmer, aber er gefiel mir einfach zu gut).
Sozusagen ein Wellnesswochenende für die geschundene Verteidigerseele.