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Tempo, Tempo

By 27. Mai 2011Allgemein

„Wir nehmen uns Zeit für Ihr Anliegen“, so würde ich für das Landgericht Wuppertal werben, wenn ich mit dem Entwurf einer PR-Offensive beauftragt würde.

Da zieht sich schon das erstinstanzliche Verfahren, ein Zivilrechtsstreit um einen überschaubaren Verkehrsunfall, sagenhafte 2,25 Jahre vor dem Amtsgericht wie Kaugummi hin.

Dann geht es in die Berufung zum Landgericht Wuppertal. Diese wird fristgerecht begründet und jetzt flattert schon die Ladung zum Termin zur Berufungsverhandlung ins Haus.

Erster Gedanke: Super, das geht ja schnell. Kaum geschrieben, schon die Ladung.

Zweiter Gedanke: Was? Termin im April 2012???

Tatsächlich. Der Termin soll im April 2012 stattfinden. Jetzt ist Mai 2011. Erst hielt ich es für einen Scherz, aber da der April nach überwiegender Auffassung aller von mir dazu Befragten schon um ist, war es wohl trauriger Ernst. „Richterliche Unabhängigkeit“ nennt man sowas wohl. Es ist aber auch deutlicher Beleg dafür, wie sehr staatliche Stellen davon entfernt sind, sich als Dienstleister für ihre Bezahler, die Bürger, zu fühlen. Diese Entfernung ist weiß Gott kein Privileg der Justiz. Es zieht sich quer durch viele Behörden. Schlecht zu ertragen ist es trotzdem allemal.

Die gute Nachricht zum Schluß: Die Ladung, die ich vor einiger Zeit zu einem Termin an einem Sonntag im Dezember 2145 erhielt, entpuppte sich auf Nachfrage als Softwareversagen. Puuuh.