Wer sich in Gefahr begibt…
Dem späteren Opfer war langweilig. Sonntag Nachmittag, von der Familie gelangweilt greift er zur Flirthotline. Für 3,33€ oder so pro Minute bekommt er Telefonkontakt zu zwei -realen- Damen am Telefon. Die erzählen ihm das Blaue vom Himmel, so dass er erwartet, ihn könnte ein tabuloser Abend bei zwei alternativlosen Schönheiten die Langeweile restlos vertreiben. Ihm wird auch tatsächlich die Anschrift genannt und so begibt sich der Geschäftsmann in seinem 5er BMW vom Niederrhein in das ruhrpottigste Ruhrgebiet.
An der Wohnanschrift angekommen wundert er sich zunächst etwas, denn die erste der beiden Telefonpartnerinnen entsprach so gar nicht dem von ihm erwarteten Gardemaß. Er wurde nach oben gebeten und sollte dort die weitere Gespielin kennen lernen. Die gab es auch tatsächlich und auch hier leichte Enttäuschung beim späteren Opfer über die falsch vorgetragenen optischen Tatsachen.
Statt eines romantischen Ausflugs zu Dritt wollte man zunächst den Sonntag Abend gemeinsam in der Wohnung starten. Im Fernsehen lief die Lindenstrasse und zu allem Überfluss waren die Damen nicht alleine. Weiterer Herrenbesuch war anwesend, es war Mister Von-oben-bis-unten-tätowiert, der sich mit einer Flasche Pils auch vor das TV-Gerät setzte, um Lindenstrasse zu gucken, was unserem späteren Opfer spätestens jetzt die Lust auf den von ihm erwarteten Abend restlos trübte.
Getränke wurden auch gereicht. Innerlich schon zum Abschied bereit, nahm er noch einen Schluck von dem angebotenen Durstlöscher.
Die nächste Erinnerung ist die, in seinem BMW aufzuwachen an einem völlig unbekannten Ort, mitten in der Nacht, ohne Portemonnaie und leicht strunkelig. Da haben die K.O.-Tropfen also ganze Arbeit geleistet. Was also tun? Genau, erstmal losfahren und die erste Polizeistreife anhalten? Wobei das doch keine so ganz gute Idee war, denn ein lallender Mann, der was von „Lindenstrasse“, „tätowierten Männern in einer Wohnung“, „Flirtline“ und davon erzählt, überhaupt nicht zu wissen, wo er gerade ist, dem nimmt man sicherheitshalber erstmal den Führerschein ab und steckt ihn in die Ausnüchterungszelle. Ganz viel Pech auf einmal.
Das mit dem Pech wird nicht viel besser, denn am Montag meldet sich die Bank und beschwert sich über das völlig überzogene Konto. Mehrfach in der Nacht gab es Abhebungen vom Konto.
Blöd nur für die Mandantinnen, dass sie den Mann zu ihrer Wohnanschrift gelotst hatten. So kam man schnell auf ihre Fährte und auf den Fotos der Banken, die bei jeder Abhebung am Automaten geschossen werden, waren sie zweifelsfrei zu erkennen.
Und wie endete die Geschichte? Klar, mit einem Freispruch. Denn das Opfer selbst war auf den Abhebefotos mitzuerkennen. Er hat außerdem ausgesagt, die Geheimnummer nirgends notiert zu haben. Und der KO-Tropfen-Sachverständige hat sich sinngemäß so geäußert, dass die Beeinträchtigung anhand der Fotos und des Umstandes, dass er die Geheimnummer noch wußte und weitergegeben haben muss, doch nicht sooo schlimm gewesen sein kann. Vielleicht hat er sich ja doch mehr erhofft…
Das war ja dann mal nix.