Wegen des dringenden Tatverdachts einer schweren Brandstiftung wurde der Münchener Fußball-Profi Breno am Samstag verhaftet, da gegen ihn die Untersuchungshaft angeordnet wurde.
Während ich ja Berufskritiker von Staatsanwaltschaften und Gerichten bin, habe ich nun völlig überraschend auch Ulrich Hoeneß auf dieser kritischen Seite, der sogleich mit völligem Unverständnis und in gewohnter Manier umherpoltert und der Staatsanwaltschaft Unverhältnismäßigkeit vorwirft. Das stünde alles in keinem Verhältnis und außerdem sei Brenos Pass bei dem Brand vernichtet würde. Ohne Pass könne man ja wohl nicht fliehen. Schon klar.
Ich lade Herrn Hoeneß gerne mal ein, eine Woche mit mir in Akten zu stöbern und Haftanstalten aufzusuchen. Er wird sich wundern, für welche Dinge man noch so einfahren kann, bevor einem der Prozeß gemacht wird. Da reicht auch mal der Diebstahl von Rasierklingen oder ein ebay-Betrug, wenn man nur genügend weit unten in der Gesellschaft steht. Dann muss man nicht erst ein Haus anzünden, um die Gefängnismauern von innen zu sehen.
Den Breno-Fall selbst kenne ich nicht. Was „man so hört“ klingt nach einer traurigen Geschichte für einen 21-Jährigen, der möglicherweise eine schwere persönlichen Krise durchlitten hat. Wenn der dringende Tatverdacht gegeben ist, ist auch die Fluchtgefahr, jedenfalls wenn man mit den Maßstäben misst, die beim durchschnittlichen Straftäter angewendet werden (und über die man trefflichst streiten kann), nicht fernliegend. Man braucht keinen Pass, um zu fliehen, Herr Hoeneß. Es sei denn, man bucht für seine Flucht im Reisebüro einen Business-Class-Flug. Soweit ich mich erinnern kann, kann man auch innerhalb eines Landes untertauchen und sind die Passkontrollen an den Grenzen schon vor ein paar Tagen abgeschafft worden.
Dennoch soll Herr Hoeneß die Staatsanwaltschaft ruhig ausschimpfen. Aber dann bitte mit einer systemischen Abrechnung, die gerade die bayerische Justiz vertragen könnte. An Stelle des Ulrich Hoeneß würde ich jedoch wesentlich deutlicher die Bild-Zeitung ins Gebet nehmen. Diese hat die Verhaftung minutiös mit einer Art „Live-Ticker“ abgefeiert und eine peinliche Bildberichterstattung mitgeliefert („Hier fährt Breno in den Knast ein“). Deutliche Kritik verdient diese Art und Weise der Berichterstattung, die für einen 21-Jährigen dramatische Folgen haben kann, wenn er dem aufgrund seiner Psyche vielleicht nicht gewachsen ist. Außerdem stellt sich auch hier wieder die Frage, welcher Mitarbeiter von Polizei oder Staatsanwaltschaft geschmiert worden ist, damit solche peinlichen Fotoreportagen von Verhaftungen überhaupt möglich sind.