Beim Warten auf meinen eigenen Prozess habe ich mir folgendes ansehen müssen: Eine Dame mittleren Alters saß auf dem Sünderbänkchen und wurde angeklagt, mit 4,2 Promille Alkohol am Steuer erwischt worden zu sein. 4,2!! Wenn das nicht schon allein erwähnenswert genug war, gab es aber noch einen Knaller: Die Polizeizeugen haben ausgesagt, nicht direkt erkannt zu haben, dass die Gute angetrunken oder gar betrunken gewesen ist. Sie sei ganz normal gefahren und habe sich auch im Gespräch völlig unauffällig verhalten. Allein der Alkoholgeruch habe sie zu einem Test bewegt.
Nun, wer mit 4,2 Promille ein Auto mehr oder weniger problemlos bewegen kann, braucht meinen nachfolgenden Service nicht, weil sie oder er ohnehin nicht auf null Promille kommen wird. Für all die anderen erkläre ich, wie man während des Alkoholgenusses oder danach so ungefähr berechnen kann, wieviel Promille man intus hat. Dabei bitte ich schon jetzt, mathematisch oder chemisch falsch erklärte Zusammenhänge zu entschuldigen.
Was man wissen muss: Geschlecht, Gewicht, Menge des getrunkenen Alkohols und Zeit des ersten Trinkens. Rechnen wir dies anhand eines Beispiels durch: Ein Mann, der vier Flaschen Bier in vier Stunden sowie eine Frau, die zwei Flaschen Wein in fünf Stunden trinkt.
Schritt 1:
Wieviel Milliliter Getränk werden verköstigt? Beim Mann sind es vier Flaschen je 0,5 Liter, also 2000 Milliliter. Bei der Frau zwei mal 0,7 Liter, also 1400 Milliliter.
Schritt 2:
Die Trinkmenge mit den Alkoholangaben (Volumenprozent) des Getränks multiplizieren. Bier hat etwa 5%, das sind dann 100. Bei Wein darf man vom 12% ausgehen, also 12% von 1400 ml sind 168ml.
Schritt 3:
Um die Flüssigkeit in Milligramm umzurechnen, multipliziert man wegen des Gewichts (der Dichte? – bin chemisch eine Vollniete) mit 0,8. Bei dem Mann also (100 mal 0,8) rechnen, was 80mg ergibt. Bei der Frau sind (168 mal 0,8) gleich 134,4mg. Diese Werte sind also das rein konsumierte Alkoholgewicht.
Schritt 4:
Jetzt rechnen wir den Divisor aus: Frauen haben bekanntlich mehr Fettanteil im Gewicht. Man rechnet mit 40%, bei Männern etwa 30% Fett pro Körpergewicht. Jedenfalls im Durchschnitt. Diesen Fettanteil muss man für die Berechnung des Promillegehalts abziehen. Dazu rechnet man Körpergewicht mal 70% bei Männern und mal 60% bei Frauen. Beispiel: Unser Beispielsmann wiegt 90 Kilo, die Frau 68 Kilo. Ergibt beim Mann 63 und bei der Frau 40,8.
Schritt 5:
Nun dividiert man das Alkoholgewicht durch den errechneten Gewichtsdivisor. Beim Mann also 80 durch 63. Sind 1,27. Bei der Frau lautet die Rechnung 134,4 durch 40,8, das sind 3,29.
Schritt 6:
Von diesen Werten zieht man jeweils 20% ab, da der Körper „nur“ etwa 80% des Alkohols resorbiert. Verbleiben bei ihm 1,01 und bei ihr 2,6.
Schritt 7:
Pro Stunde baut der Körper ganz grob gerechnet 0,15 Promille ab. Bei ihm ziehen wir (vier mal 0,15), also 0,6 Promille ab. Sein Promillewert liegt nach dieser Zeit demnach bei 0,41. Bei ihr sind (fünf mal 0,15), also 0,75 abzuziehen und die Dame kommt somit immer noch auf stolze 1,85 Promille. Da der Körper sofort mit dem Abbauen beginnt, ist die Zeit ab dem ersten Glas und nicht ab dem Trinkende zugrunde zu legen.
Allerdings kann so eine Berechnung nur ein ganz, ganz grober und letztlich auf Durchschnittswerten basierender Anhaltspunkt sein. Und schon gar nicht darf man eine Berechnung anstellen, ob man noch fahren darf. Interessant ist es aber gleichwohl, um letztlich zu merken, dass man mitunter auch schon bei 0,5 Promille eigentlich ganz schön Probleme hätte, ein Fahrzeug zu steuern. Aber andere können das scheinbar auch bei 4,2.
Wem die Rechnung zu kompliziert ist, dem sei aber folgendes gesagt: Wenn man was getrunken hat und noch in der Lage ist, die Rechnung nachzuvollziehen, dann ist alles in Ordnung. Verzweifelt man aber nach dem dritten Rechenversuch, darf man mit Sicherheit nicht mehr fahren…