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Tätertrennung

By 2. November 2015Allgemein

Es gibt in der Justiz so Rituale, die Kopfschütteln verursachen können. Die sogenannte Tätertrennung gehört dazu. Das mag aus Sicht einer strafverfolgenden Justiz ja auch zunächst mal ganz sinnvoll erscheinen. Tätertrennung, das soll bedeuten, mutmasslich gemeinsam an einer Tat verdächtige Personen, die in Haft sind, voneinander zu trennen. Also sitzen diese dann in verschiedenen Knästen. Der Grund hierfür ist, dass die Täter untereinander nicht miteinander kommunizieren sollen, sei es, um eine gemeinsame Strategie für das Verhalten vor Gericht zu planen, sei es, dass der Alpha-Täter Druck auf die anderen Beteiligten ausübt, um sich selber in einem besseren Licht positionieren zu lassen. Wie gesagt – der Idee nach im Prinzip ganz sinnvoll.

Nun ist es aber so, dass ungefähr jeder zweite Haftinsasse über ein eigenes Mobiltelefon im Knast verfügt (zwar verbotenerweise, aber das ist ja egal) und die andere Hälfte der Insassen gegen entsprechende Bezahlung die Mobiltelefone der anderen Hälfte benutzen dürfen. Kommunikation funktioniert also so oder so.

Leicht skurril mutet aber die Verfahrensweise an, wenn der Gerichtstermin naht. So hatte ich neulich ein Verfahren mit 4 angeblich ganz schön gefährlichen Jungs, die einen bewaffneten Raub verübt haben sollen. Alle wurden strikt voneinander getrennt, man hatte auf alles geachtet. Monatelang saßen sie in verschiedenen Knästen des Landes. Bis zum Tag vor dem Gerichtstermin. Denn weil es der Justizlogistik scheinbar nicht möglich ist, den Transport von Haftort H zum Gerichtsort G just in time zu gewährleisten, läuft es immer so, dass der Häftling schon vor dem Tag des Termins zum nächstmöglichen Knast nahe des Gerichtsorts G verfrachtet wird. So auch hier – die vier Jungs wurden schon vor dem Termin wiedervereint. Okay, natürlich -ganz Tätertrennung- in verschiedenen Zellen. Aber auch das klappte nur bis zur Abfahrt zum Gerichtstermin. Denn da durften sich alle im Warteraum einfinden, um dann gemeinsam mit dem JVA-Bus-Shuttle zum Gericht gefahren zu werden. Hier bestand die Tätertrennung nur noch in verschiedenen Sitzplätzen innerhalb des Busses.

Zeit genug für einen erneuten kleinen Plausch über Gott und die Welt…